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Der achtgliedrige Yogaweg: Niyamas (2/8)

Nachdem wir und im letzten Beitrag die Yamas genauer angeschaut haben, wenden wir uns heute den Niyamas zu. Die Niyamas sind, genau wie die Yamas, ein Werkzeug, dass wir im alltäglichen Leben anwenden können, um ein bewussteres Leben zu führen.

Jedoch unterscheiden sich Yamas & Niyamas in ihrem Kern: Die Yamas beschreiben Handlungen und Dinge von denen wir als Menschen Abstand nehmen sollen. Niyamas hingegen sind positive Gedanken und Gewohnheiten, die wir aktiv in unser Leben integrieren können.

Der Schlüssel bei allen Praxen ist, dass wir nicht zu viel auf einmal von uns erwarten. Wenn du beginnen möchtest die Weissheiten der Yamas und Niyamas in deine tägliche Praxis zu integrieren, dann beginne mit dem Aspekt, der dir am schwierigsten fällt. Beginne mehr Fähigkeiten und Stärke in diesem Bereich zu bekommen, indem du bewusst deine Handlungen im Alltag versuchst unterzuordnen. Gleichzeitig sei aber nicht zu streng zu dir, der Spass soll nicht verloren gehen. Gerade am Anfang wird dir eine Umstellung schwerer fallen. Deshalb vergiss nicht: Du gibst dein bestes und das ist bereits fantastisch.

Die Niyamas: Positive Gedanken und Verhaltensweisen

Niyamas sind – genau wie die Yamas – keine abstrakten Theorien. Im Gegenteil. Obwohl sie bereits vor vielen tausend Jahren niedergeschrieben wurden, haben sie in der heutigen Welt kaum an Relevanz verloren. Sie sind immer noch einer der wichtigsten Schlüssel, um ein Leben im Einklang mit dir selbst zu führen. Denn im Kern lehren sie uns, dass wir selbst entscheiden, wie die Beziehung zu uns selbst aussieht.

Die Niyamas sprechen von:

  • Sauberkeit und Reinheit auf einer körperlichen, gedanklichen und sprachlichen Ebene (Sauca)
  • Zufriedenheit indem wir lernen Dinge so zu akzeptieren wie sie sind (Santosha)
  • Willenskraft (Tapas)
  • Selbstreflexion (Svadhyaya)
  • Loslassen (Isvara Pranidhanana), denn wir können das Leben nicht kontrollieren

Niyama: Sauca – Sauberkeit & Reinheit

Sauca richtet sich an unseren Körper, unsere Gedanken und Sprache, aber auch an die Umwelt, in der wir uns bewegen. Folglich kann man von einer inneren und äusseren Welt sprechen, die wir für uns sauber halten sollen.

Zur äusseren Welt gehört unser Körper. Sauca erinnert uns daran, dass wir ihn pflegen sollen und ihm – so gut es geht – keine Giftstoffe (Tabak, Alkohol, Zusatzstoffe etc.) zuführen sollen. Sauca richtet sich aber beispielsweise auch daran, dass wir unsere Yogamatte reinigen und sauber verräumen, nachdem wir sie benutzt haben. Aber auch unsere Sprache gehört zur äusseren Welt. Sie ist meist der Spiegel unserer eigenen Gedanken und zeigt so sehr schön auf, dass wir Sauca vor allem von Innen nach Aussen leben müssen.

Die innere Sauca richtet sich vor allem an unsere Gedankenwelt. Durch die Asana-, Pranayama- und Meditationspraxis schaffen wir es, innere Sauce zu kultivieren. Jetzt, was bedeutet das? Lernen, dass wir unsere Gedanken zwar nicht steuern können, es jedoch in unserer Hand liegt, wie wir denken.

Indem wir Achtsamkeit üben, hinsichtlich der Dinge die wir konsumieren (Essen, Musik, Nachrichten etc.), unserer Gedanken und Sprache, fühlen sich unsere Taten automatisch intrinsischer und zufriedenstellender an.

Niyama: Santosha – Zufriedenheit

Wie können wir im täglichen Leben zufrieden sein? In dem wir unsere Realität akzeptieren. Santosha bedeutet im Kern: Dinge zu akzeptieren für was und wie sie sind. Und dementsprechend auch zu lernen, dass das Leben unterm Strich nicht unter unserer Kontrolle steht. So können wir aufhören darüber nachzudenken ‚wie die Dinge eigentlich sein sollten‘ und uns stattdessen in Akzeptanz und Dankbarkeit für das Vorhandene üben. Denn das Leben kann eigentlich ziemlich spektakulär sein, wenn man den Blick dafür nicht verliert, weil man ‚mehr will‘.

Im Hier und Jetzt präsent zu sein, Pranayama oder bei einem Spaziergang durch den Wald, die Natur in uns aufzunehmen, hilft uns Santosha zu kultivieren. Wenn wir uns in Dankbarkeit üben, indem wir beispielsweise täglich 5 Dinge aufschrieben, für die wir dankbar sind, bringen wir automatisch mehr Achtsamkeit in unseren Alltag.

Santosha kann aber natürlich auch noch weiter gedacht werden, auch dass wir uns selbst so akzeptieren wie wir sind und uns bewusst sind, dass wir unser Bestes geben und Fehler und Rückschläge zum Leben dazu gehören, ist Teil von Santosha.

Niyamas: Tapas – Selbstdisziplin

Tapas ist die Willenskraft mit der wir unseren inneren Schweinehund, die Stimme die sagt ‚heute nicht‘ überwinden können und bezieht sich stark auf die eigene Praxis.

Unser Geist ist 99% der Zeit nicht im Moment präsent und Tapas lehrt uns, das Unbehagen, dass während der Praxis aufkommt oder die Stimme, die uns sagt, dass wir heute für 15 Minuten Yoga zu faul sind, zu überwinden. Dies in der Praxis regelmässig zu überwinden, hilft uns auch im Alltag unbehagliche Situationen aushalten zu können.

Diese kleinen Veränderungen im Alltag sind nicht immer einfach zu etablieren, dennoch lohnt es sich. Denn auf der anderen Seite des Unbehagens oder der leisen Stimme liegt fast immer das Gefühl Leichtigkeit und ein ruhiger, klarer und zufriedener Geist.

Niyamas: Svadhyaya – Selbstreflexion

Svadhaya ist eine begleitete Selbstreflexion oder -studium. Dabei bilden die Yoga Sutras die Grundlage für unsere Selbstreflexion. Es geht darum zu verstehen, wie weit wir in unserer Praxis bereits gekommen sind. Die Selbstreflexion hilft und aber auch, unseren Geist von alltäglichen Verhaltensweisen zu lösen. Es kann ein effizientes Mittel sein, um unser eigenes Verhalten objektiv zu analysieren und unser Verhalten in positivere Wege zu leiten.

Wenn wir uns darüber Gedanken machen, wie unser Santosha ist oder ob wir Ahimsa aktiv praktiziert haben, kann uns dies Inputs für unseren Alltag geben. Beispielsweise wird der Streit mit dem Arbeitskollegen durch aktive Selbstreflexion der Yoga Philosophie von der nervigen Angelegenheit zur Möglichkeit, das eigene Verhalten zu verbessern und neue Lösungswege zu finden.

Durch eine vorsichtige, genaue und beabsichtigte Selbstreflexion entwickeln wir mehr Verständnis für unsere eigene Komplexität, unsere Limitierungen, unser Potential und unseren Fortschritt. Dadurch schärfen wir die Fähigkeit genau erkennen zu können, wo wir noch mehr Arbeit investieren müssen.

Niyama: Isvara Pranidhanana – sich ergeben

Traditionell bedeutet Isvara Panidhanana sich ‚Gott‘ hinzugeben. Jedoch ist Yoga keine Religion. ‚Gott‘ kann also jegliche Form für dich annehmen. Wenn du nicht an ‚Gott‘ glaubst, dann kannst du dich wahrscheinlich eher mit dem Ausdruck ’sich dem Fluss des Lebens hingeben‘ identifizieren. Denn genau darum geht es.

Isvara Panidhanana erinnert uns daran, dass wir alle an jedem Tag nur unser Bestes geben können. Was daraus wird, liegt nicht in unseren Händen. Deshalb ist es notwendig, sich von jeglichen Erwartungen an das Leben frei zu machen und das Steuer zu übergeben.

Für Menschen, die noch nicht zur Erleuchtung gekommen sind – also die Meisten von uns – ist das natürlich schwierig. In der Praxis geht es aber darum, dass von einem Ort der Klarheit und Beständigkeit agieren und stehts das Gute für uns und Andere im Sinn haben. Gleichzeitig geht es darum, unsere Erwartungen an Andere zu reduzieren und in Situationen ruhig und beständig zu bleiben, egal ob das gewünschte Resultat eintrifft oder nicht.

Im nächsten Teil unserer Serie zum achtgliedrigen Yogaweg bleiben wir in der äusseren Welt und schauen uns Asanas genauer an. Sie sind das was viele unter ‚Yoga‘ verstehen und wir werden lernen, wie uns die regelmässige körperliche Praxis im Alltag unterstützt. Der Artikel erscheint wie immer als Erstes in unserem Newsletter.

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Elena Scacchi

Hei, ich bin Elena und leidenschaftliche Yoga Lehrerin. Im yoga2be biete ich verschiedene Yogastunden an, wie bspw. Yin Yoga & Sound. Ich würde mich freuen, dich da mal zu sehen. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest oder Fragen hast, dann folge mir doch auf Instagram.

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